Carsten Frerk
Roman. Hamburg: Convent Verlag, 2000. Gebunden, 280 Seiten, EURO 18,50, ISBN 3-934613-06-3
Laurentz und Simon sind "Milchbrüder" - so nannte man Kinder, die von derselben Amme gestillt wurden und wie Geschwister aufwuchsen, ohne miteinander blutsverwandt zu sein. Wir schreiben das Jahr 1591: Beide sind inzwischen ergraute Männer - Laurentz ein angesehener Kaufmann und Ratsherr in Hamburg, Simon evangelischer Bischof im norwegischen Bergen. Nach vielen Jahren der Trennung treffen sich die alten Freunde in Hamburg wieder, und das Unfassbare geschieht: Simon wird auf offener Straße ermordet.
Welche Geschichte und welches Motiv verbergen sich hinter diesem feigen Anschlag, den offenbar gedungene Mörder ausgeführt haben? Noch rätselhafter wird der Fall, als am Tag darauf eine Badefrau tot aus dem Zuber in der Badestube des Rates gezogen wird. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Bischofs und der Ermordung der Badefrau?
Und wer war eigentlich dieser Simon, der als junger Mann Hamburg verließ und Jahrzehnte später als norwegischer Bischof zurückkam? Gibt es Geheimnisse und dunkle Flecken im Leben und in der Herkunft dieses Mannes?
All diesen Fragen geht Laurentz und sein Enkel nach, und allmählich lüftet sich der Schleier, der die Hintergründe der Tat verborgen hatte.
"Wir werden als Leser von einer spannenden Handlung in Atem gehalten, doch dieser Roman ist mehr als nur ein historischer Krimi! Carsten Frerk ist es gelungen, die beiden Ebenen geschickt miteinander zu verknüpfen, die einen guten historischen Roman ausmachen: lebendige Figuren, eine spannende Handlung und die Vermittlung von historischem Wissen.
Und so können wir eintauchen in das Leben der Menschen, die vor 400 Jahren in der Hansestadt lebten, und wir erfahren viel über die geistigen, religiösen und gesellschaftlichen Strömungen und den Alltag in dieser Zeit." (Hamburger Abendblatt)
abgedruckt im Hamburger Abendblatt, täglich vom 30.9.2000 bis Ende November 2000.
Historische Romane, zumindest solche aus der näheren Heimat, haben ihren eigenen Charme. Zum einen sind die Menschen, um die man sich ängstigt, heute sowieso schon Geschichte. So was beruhigt. Und zum anderen macht es einfach Spaß., gleichsam im Kostüm durch eine längst vergangene Zeit zu streifen, die man aus eigener Anschauung kennt.
Zum Beispiel durch das mittelalterliche Hamburg, das schon - wie entsetzlich! - 30000 Einwohner hat. Kein ganz so schlimmer Moloch wie Paris mit seiner halben Million Menschen, aber fürchterlich überquellend genug.
Noch gab es keine Smog-Wolken wie über den Millionenstädten unserer Zeit. Doch schon damals durchzogen Gerüche aller Art die engen Gassen und die Auskunft "Immer dem Geruch nach" war mehr als ein leerer Scherz.
So eben war es damals im ganz und gar nicht beschaulichen Jahre 1591, in dem der "bekennende Hanseat" Carsten Frerk seinen Roman "Der Sohn des Freibeuters spielen lässt.
Ein süffiger Krimi zunächst: Simon, Bischof aus Bergen, besucht seinen Freund und Milchbruder Laurentz, Handelsherr zu Hamburg. Doch Simon wird ermordet, auf offener Straße dazu. Und wie so oft: Erst als Toter fängt der Mensch so richtig an zu leben. Erst dann gewinnt sein Bild die schillerndsten Farben, und manche davon leuchten giftig.
So auch Frerks Buch: Warum musste dieser Mann sterben, warum auch bald darauf die eben noch quicklebendige Badefrau, die nun tot und kalt aus ihrem Bottich gezogen wird?
Schlimme Geheimnisse kündigen sich an. Wir erschauern. Und wollen - so ist der Mensch - immer noch ein bisschen mehr Schlimmes wissen. Davon lebt Frerks Roman. Und von der Atmosphäre Hamburgs in der ausklingenden Renaissance.
Hin geht es durch stinkende Gassen und winklige Höfe in die Patrizierhäuser, hin zum Badehaus mitsamt seinem unsittlichen Treiben und hinein in die Folterkammer, wo gerade dem Mordgesellen - recht geschieht ihm - die Hodenschrauben angelegt werden. Finstere Zeiten, raue Sitten. Frerk, Jahrgang 45, freier Autor nach bewegtem Berufsleben (Dozent, Drucker, Tourneefahrer), malt das alles mit breitem Pinsel und kräftigem Strich.
Auffallend, wie selbstverständlich er alle Scheußlichkeiten in den erzählerischen Griff bekommt, ohne tadelnde Moral. So war das damals eben. Und so viel besser ist sie heute auch nicht.
Paul Barz, Welt am Sonntag (Hamburg Kultur), Sonntag, 24. Dezember 2000
Das Hamburg aus dem Ende des 16. Jahrhunderts wird in Carsten Frerks Roman "Der Sohn des Freibeuters" lebendig. Ein Hansekaufmann mit Reederei und der Bischof von Bergen sind als Milchbrüder nicht miteinander verwandt, aber von derselben Amme aufgezogen worden und blieben wie Brüder verbunden. Bei einem Besuch in Hamburg wird der Bischof ermordet - Opfer einer alten Familien-Rachefehde. Neben der Aufklärung des Falles erfährt der Leser (keineswegs am Rande) viel über das Leben in jenen Jahren, über Versuche, die hölzerne Stadt durch Steinbauten zu ersetzen, über die Unsauberkeit in den Straßen, über die Arbeit des Rates und der Justiz. Auch religionsphilosophische und juristische Überlegungen werden in Disputen erläutert. Eine lesenswerte Hamburgensie. hg
Carsten Frerk: Der Sohn des Freibeuters. Convent Verlag, 282 Seiten, 36 DM.
Kieler Nachrichten vom 02.01.2001
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